5 Cent und ein kleines Lächeln

  • Er drückte ihr ein kleines klebriges 5 Cent Stück in die Hand und schaute sie strahlend an. Stolz war er, ganz stolz. Mit seinen 5 Jahren konnte er schon gut seine Mama sorgen.
    Diese saß abends oft am Tisch und weinte, leise, damit er es nicht mitbekam, aber er
    spürte ihre lautlosen Tränen.


    Diese 5 Cent, die er geschenkt bekam, weil er der Nachbarin von oben geholfen hatte, die
    Einkaufstasche hochzutragen, sollten seiner Mama helfen, daß sie sich keine Sorgen mehr
    darum machen muß, wovon sie alles bezahlen soll.


    Er lächelte und freute sich, er spürte, wie seine Mama liebevoll auf ihn blickte und sein dichtes
    Haar streichelte. Ohne ihn wäre sie wohl nicht mehr auf dieser Welt. So trostlos ist alles geworden, das Leben von einen Tag in den nächsten, das Nichtwissen, wie es in der nächsten Woche aussieht. Ein Blick auf die Schuhe ihres Sohnes, ein Schmerz durchzuckt ihr Herz, ohne sich zu beschweren läuft er schon die ganze Zeit in diesen viel zu kleinen Schuhen herum, ein Loch am linken Schuh, durch das Kälte und Nässe hereinkommt, aber es fehlt das Geld für neue Schuhe.


    Abends hüllten sie sich in 2 Decken, draußen war es kalt und die Kälte zog ins Innere der kleinen Wohnung, der altersschwache Ofen versuchte erfolglos dagegen anzuheizen.


    Abends erzählte sie ihrem Sohn Geschichten, die sie sich selbst ausdachte, schöne Geschichten, die ihn zum Lachen brachten und ihm ein wohliges Gefühl bereiteten, die ihn sorglos einschlafen ließen und Alpträume vertrieben und die ihn mit einem Lächeln auf den Lippen morgens früh erwachen ließen. Ein unbezahlbares Lächeln ihres Sohnes, in diesen
    Momenten waren ihre Sorgen vergessen und sie fühlte sich unendlich reich, denn sie hatte das Kostbarste von allem - ein lachendes Kind.

  • Marion, Du hast ein ganz großes Schreibtalent, und schreibst so gut, dass es echt unter die Haut geht.
    Ich denke u.a. noch immer an den Text, den Du neulich veröffentlicht hast, darüber, wie es ist, Mutter eines Sorgenkindes zu sein. Mir fehlen da immer die Worte, um richtig zu antworten, und außerdem gibt es so viele andere, die bereits vorher geantwortet haben.


    Wenn ich diesen hier lese, denke ich u.a. zurück an meine Kindheit (lang ist es her), da gab es das gleiche.
    Es ist ein wunderschönes Gleichnis für viele gute, tiefe Eltern-Kind-Beziehungen, wenn die Kinder noch klein sind.


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    (PS: Deine vorige Signatur fand ich toll, die aktuelle macht Sorgen. Nicht aufgeben! Manchmal gelingt es nicht auf Anhieb, so oft man es auch versucht :) aber am Ende klappt es (wenigstens teilweise) doch! ;)

  • Ich hab diese kleine Kurzgeschichte in eine "Community" mit Tageszeitunganbindung reingestellt und hab von einer Lehrerin (hier aus OS) Nachricht bekommen, ob sie den Text für ihre Klasse verwenden darf, ich bin echt platt, das hätte ich nie erwartet.