39,7% der 12- bis 17-Jährigen haben laut Drogenaffinitätsstudie 2008
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mindestens
einmal in ihrem Leben Wasserpfeife (Shisha) geraucht, in den 30 Tagen
vor der Befragung aber nur 12,2%. Shisha-Rauchen ist in den letzten
Jahren vor allem unter Jugendlichen in Westeuropa sehr trendy geworden,
und zwar querbeet durch alle Gesellschaftsschichten, erläutert Prof.
Felix Herth, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Thoraxklinik
Heidelberg und Chefarzt der dortigen Abteilung Pneumologie und
Beatmungsmedizin. Viele Jugendlichen meinen offenbar, Wasserpfeifen
seien weniger gesundheitsschädigend als Zigaretten vielleicht weil sie
weniger streng schmecken. Schließlich lassen sich die Pfeifen auch mit
aromatisierten Tabaksorten, zum Beispiel in den Geschmacksrichtungen
Apfel, Pflaume oder Kirsch, bestücken. Grundsätzlich sind in
Wasserpfeifen allerdings genau dieselben schädlichen Substanzen wie in
Zigaretten enthalten, wobei diese beim Shisha-Rauchen meist sogar noch
tiefer und länger inhaliert werden.
Lungenkrebsrisiko fast doppelt so hoch wie durch Zigarettenrauchen
Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wird
möglicherweise über den Rauch von Wasserpfeifen mehr Teer und
Kohlenmonoxid aufgenommen als über den Rauch von filterlosen
Zigaretten, zumal sich der angefeuchtete, weniger reizende
Wasserpfeifenrauch tiefer inhalieren lässt und außerdem länger - oft
über einige Stunden hinweg - konsumiert wird. Zweifellos kann es nach
langjährigem Konsum von Wasserpfeifen - wie beim Zigarettenrauchen auch
- zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion, Herz-Gefäß-Krankheiten,
Krebs in Lunge, Mundhöhle und Harnblase sowie weiteren
Tumorerkrankungen kommen, betont Herth. Mehrere Studien haben sogar
ergeben, dass Wasserpfeiferaucher ein um 1,9 erhöhtes Lungenkrebsrisiko
haben, also fast doppelt so stark gefährdet sind wie Zigarettenraucher.
Gleichzeitig besteht aufgrund des Nikotingehalts der Wasserpfeifen ein
vergleichbar hohes Suchtpotenzial wie für Zigaretten.
Gefahr der Übertragung ansteckender Krankheiten
Oft werden Wasserpfeifen gemeinsam in der Gruppe geraucht, was die
Übertragung von Infektionskrankheiten begünstigen kann.. Wie unsere
Heidelberger Untersuchung aufgezeigt hat, hängt das Rauchen von Shishas
und Zigaretten offenbar stark miteinander zusammen. Insofern halten wir
eine altersgerechte Aufklärung nicht nur über das Zigarettenrauchen,
sondern auch über das Shisha-Rauchen für sinnvoll, erklärt Herth.
In der gesamten Welt rauchen derzeit wahrscheinlich etwa 100 Mio. Menschen
Wasserpfeife vor allem in Nordafrika, Ägypten und im Südwesten Asiens.
Eine Untersuchung an der amerikanischen Universität Beirut hat zum
Beispiel ergeben, dass über 28 Prozent der dort Studierenden
Wasserpfeife rauchen. Die Zahl der mehr als nur gelegentlich paffenden
Wasserpfeifenkonsumenten in Deutschland ist hingegen derzeit unbekannt.
Sie dürfte aber insgesamt niedrig anzusetzen sein, weil die
Wasserpfeife eher etwas Exotisches und Vorübergehendes darstellt und
nicht wie im Orient kulturell verankert ist, meint Dr. Wolf-Rüdiger
Horn, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und
Jugendärzte. Eltern, Trainer, Lehrer, Ärzte und andere, die mit
Jugendlichen zu tun haben, sollten nicht in Panik verfallen, sondern
ruhig und vorwurfsfrei mit den jungen Leuten sprechen, sie nach ihren
Rauchmotiven und Eindrücken fragen und dann sachlich über die Risiken
informieren. Allerdings sollten Eltern schon darauf bestehen, dass
Wasserpfeifen ebenso wenig wie Zigaretten zu Hause geraucht werden. Zur
Information eignet sich auch ganz gut das Faltblatt Vorsicht
Wasserpfeife!, das über die Webseite www.rauch-frei.info der BZgA
bezogen werden kann.
Quelle: http://de.news.yahoo.com/29/20…-wasserpfeif-72610f6.html