Mama, mein Schuh ist weg....

  • Einer der Lieblingssätze meines Sohnes, der ständig irgendwo seine Sachen sucht, denn seine Sachen haben Beine. Glaubt ihr nicht? Dann laßt euch eines Besseren belehren.


    Sohnemann kommt freitags recht früh von der Schule, noch halb im Gehen auf dem Weg in sein Zimmer fällt ihm ein, daß seine Fibel noch in der Schule liegt. Sowas kommt öfter mal vor, denn dieses hinterlistige Buch versteckt sich im geeigneten Augenblick, um nicht in die dunkle Schultasche wandern zu müssen, so unter dem Tisch zu liegen ist doch viel schöner und heller. Natürlich möchte die Fibel dort nicht alleine liegen und zu ihr gesellt sich das Etui, welches es ebenfalls hinterlistigerweise geschafft hat, der gemeinen dunklen Schultasche zu entkommen - zum Nachteil meines Sohnes, der sich nun fragt, ob ihn seine Schulsachen einfach nicht mögen.


    Draußen lockt die Sonne und Sohnemann möchte gerne auf den Spielplatz, kein Problem, aber ach, wo ist der rechte Schuh geblieben? Sohnemann ist sich völlig sicher, er hat ihn zum andern Schuh vorne an die Tür gestellt. "Mamaaaaa, mein Schuh ist weg". Na so ein Schlingel, ist das Teilchen doch tatsächlich ausgebüxt, wo kann er nur sein? Das große Suchen geht los. Im Klo liegt er nicht konstatiert der kleine Bruder, womit er zumindest mich schonmal ein wenig beruhigt (nichts ist schlimmer als Fußschweissgeruch gepaart mit Uringeruch...).


    Sohnemann ist schon völlig aufgelöst und fest entschlossen, notfalls auch auf Socken zum Spielplatz zu gehn (wovon die Mama in Anbetracht der dort herum liegenden Kastanienschalen gar nichts hält, denn ihr Sohnemann hat das wunderbare Talent, in alles reinzulatschen, was entweder piekst, klebt oder stinkt).


    Ein Blick unter sein Bett sagt, zumindest der kleine grüne Soldat ist wieder aufgetaucht, wie der dorthin gekommen ist kann sich niemand erklären, er hatte warscheinlich eine geheime Mission, wir hoffen in dem Moment, daß nicht auch der Schuh auf geheimer Mission ist.


    Unter dem Schreibtisch liegt er auch nicht, aber da liegen wenigstens 2 kleine Autos, die auf Abwegen waren, sie waren anscheint dabei, das Zimmer auf eigene Faust zu erkunden, denn Sohnemann kann sich nicht daran erinnern, diese dort liegen gelassen zu haben.


    Auch in den Kühlschrank wird geschaut, wo sonst sollte sich auch ein Schuh verstecken, der gesucht wird, aber nein, hier ist er nicht, Backofen, Waschmaschine und Videorecorder können wir auch ausschließen. Sohnemann weint mittlerweile bittere Tränen und ruft: "Lieber Schuh, komm doch wieder nach Hause, ich brauch dich soooooo".


    Draußen im Hausflur höre ich den Briefkasten klappern und hoffe, es wird die erwartete positive Post sein, mache die Tür auf und stolpere über etwas dermaßen, daß es mich vor die Tür der neben uns wohnenden Nachbarin haut. Diese im Glauben, es hätte geklopft, reißt freudig die Tür auf und ich falle mit der Tür ins Haus bzw. in ihre Wohnung. Ich glaube, sie hat sich mächtig erschrocken über meinen Schwung, da sie vor Schreck ihre Kaffetasse fallen läßt.


    Ich entschuldige mich für mein unbeabsichtigtes Eindringen in die privaten Räumlichkeiten und sehe mich nach dem Übeltäter um.... und da liegt er, der rechte Schuh, und das kleine Biest tut so, als wenn nichts wäre, liegt ganz unschuldig herum.


    Ich schnappe mir diesen Schuh und nehme ihn mit in die Wohnung und wundere mich noch über den recht heftigen Eigengeruch.... drehe diesen Schuh um und packe versehentlich mit ganzer Hand in etwas, was hin und wieder von Hunden als Hinterlassenschaft auf dem Gehweg getadelt wird.


    Angeekelt schnappe ich nach Luft, einen freudig hopsenden Sprößling neben mir, weil sein Schuh wieder aufgetaucht ist. Ich versuche den Ausreißer von der schmierigen Hinterlassenschaft zu befreien, ebenso meine Hand und schrubbe dieses Ding in meiner Hand, als ob ich einen Wettbewerb gewinnen müßte.


    Irgendwann ist es vollbracht, der Schuh ist sauber, an den nicht abzubekommenden Eigengeruch meiner Hand habe ich mich gewöhnt (er wird beim nächsten Poabwischen meines jüngsten Sprößlings eh eine Nuance herzhafter werden) und wir können losgehen auf den Spielplatz.


    Mittlerweile haben aber beide männlichen Sprößlinge gar keine Lust mehr, es ist angefangen zu regnen und sie spielen mit dem kleinen grünen Soldaten.


    Meine Nachbarin hat indessen die Reste der kaputten Kaffetasse entfernt und wischt noch den Kaffefleck auf, ich schnüffel in regelmäßigen Abständen immer wieder an meiner Hand in der Hoffnung, der Seifengeruch möge endlich das Duell gewinnen, und stelle die beiden Schuhe vorne an die Tür.

  • Mari-on


    Klasse geschrieben, ich kann vor lauter lachen :D und tränen in den Augen wohl erstemal eine Zeit nicht raus gehen, ich denke mein Zimmernachbar denkt von mir das ich einen Vogel habe so zu lachen.
    Wenn das echt dein Erlebnis von gestern ist , währe ich gerne mal Mäuschen um es Live zu erleben (natürlich ohne Hunde nach geschmack).




    Echt Toll geschrieben--ich ziehe meinen Hut




    Gruß Engel

  • Hallo Marion,
    ich danke für die tolle Geschichte. Ich habe mich auch gekugelt vor lachen. Ich hoffe der Geruch von der Hand verschwindet bald.
    Lg Iris

  • die geheime Mission kleiner grüner Soldaten liegt oft darin, nicht aufgegessene, seit drei Wochen verschollene Schulbrote zu orten... vielleicht solltest Du doch noch mal unters Bett schauen ;)

  • Ganz toll geschrieben! :-))


    Da ich einiges darin wiedererkenne :) die Frage: Sag mal, gibt es bei Euch ebenfalls den NIEMAND?
    Ein hinterhältiges Bürschchen, das sich gern in Haushalten mit Kindern einnistet. Geht etwas kaputt, verschmiert/verschwindet etwas, ... wer war es? Niemand! :)

  • marion , das ist suuuper geschrieben und bei vielen finde ich unsere jungs wieder ;)
    seid ein paar tagen wir die busfahrkarte samt börse vermißt und bei nachfrage wo der große es zu letzt hatte kommt nur achzelzuckend weiß ich nicht mehr :ugly:

  • Klasse, Marion und das passt gerade sehr gut. Bevor ich mich eben hier eingelogt habe, haben wir 10 Minuten lang den Schlüssel meines Sohnes gesucht. Ewig ist der Schlüssel nicht da, wo er hingehört :arghs: Durch deine Geschichte sehe ich das Ganze jetzt viel lockerer, denn ich weiß ja jetzt, dass die Sachen Beine haben und sich absichtlich verstecken :lol:


    LG Jamie

  • die geheime Mission kleiner grüner Soldaten liegt oft darin, nicht aufgegessene, seit drei Wochen verschollene Schulbrote zu orten... vielleicht solltest Du doch noch mal unters Bett schauen ;)

    Lach :-)) Wenn Du mal eine Viertelstunde extra Lesezeit hast: hier - wo nicht nur ein Schulbrot im Zimmer der Tochter gammelt :-)) Marions superschöne Geschichte hat mich daran erinnert.
    Was Kinder nicht alles verlieren (verstecken :)
    Eins muss ich noch dazu sagen, Doro (-> Dein Thread über Kindheitserinnerungen): Als 11-jähriger fand (auch) ich es extrem schwierig, Versteckplätze für nicht aufgegessene Schulbrote zu finden ;) Autsch, was gab es damals für Kloppe deswegen :-))

  • @ Besucher 13: richtig eklig wirds nach 6 Wochen Sommerferien, wenn sich im Tornister so ein kleiner, grünlich-haariger Klumpen auffindet.... ;)