nach vorn.............eine Geschichte vom Weg

  • Der Weg zog sich in leichten Serpentinen nach oben. Es sah aus, als ob
    der Weg am Ende des Berges einfach aufhören würde.


    Schon lange waren außer den Schritten und dem Atem keine Geräusche mehr
    zu hören. Selbst der Wind hatte sich in Schweigen gehüllt.



    Nach einer Weile hielt sie an um auszuruhen. Sie stützte sich auf ihren
    Wanderstock und blickte zu Boden. Nein, sie würde nicht zurückblicken auch nicht einen kurzen Blick. Dann kämen die Schmerzen wieder und die Trauer von dem was sie erhofft hatte und nie bekam. Die Tränen kamen allein schon von den Gedanken daran und sie wusste, das es keinen Weg zurück geben würde, denn es würde
    bedeuten, die Hoffnungslosigkeit zu akzeptieren und da wollte sie auf
    keinen Fall mehr.



    Sie atmete tief durch, rückte den Rucksack zurecht, der alles enthielt
    was sie besaß, und ging weiter.



    Der Weg würde nicht immer weiter Bergauf gehen, irgendwann ging es
    wieder Bergab, doch daran wollte sie jetzt noch nicht denken.



    Um die Gedanken abzulenken konzentrierte sie sich auf das Atmen und
    gehen. Beides im gleich klang geschehen zu lassen. Der Kies
    knirschte unter ihren Füßen und langsam wurde die Landschaft immer
    eintöniger. Die Pflanzen fanden hier nicht genug Raum um zu leben,
    es gab hier nichts mehr als Steine und wenige verdorrte Büsche.



    Die Ruhe tat gut, weit weg vom Lärm, der immer ihr Leben beherrscht
    hatte, das Geschrei der Menschen und das Bedrängen von denen, die
    alles wissen wollten. Sie wollte nicht mehr erklären und begründen,
    sie wollte sich nicht mehr rechtfertigen und entschuldigen. Nie
    wieder wollte sie spüren, das sie unfähig war mit anderen Menschen
    zu leben, weil sie fürchtete Fehler zu machen, oder abgelehnt zu
    werden.


    Sie wollte weg von denen, die Gefühle für schlecht hielten und dafür
    gesorgt hatten, das sie so schwer an den nie geweinten Tränen und
    der unterdrückten Wut trug.



    Ihre Trauer, Angst und Wut schluckte sie immer runter, denn hatte man ihr
    nicht immer erzählt, das sie nichts wert sei, das sie nichts leisten
    könne und das es besser gewesen sei, sie wäre gar nicht da? Von
    klein auf wurde ihr vermittelt, das sie überflüssig sei und nur
    Probleme mache.


    Irgendwann hatte sie es selber geglaubt und Selbstwertgefühl war ein Fremdwort
    für sie. Manchmal hatte sie das Gefühl unsichtbar zu sein. Sie
    wurde nicht wahrgenommen von der Welt um sie herum.




    Ihre Liebe zu den Menschen wurde missbraucht und oft nicht erwidert und
    doch hoffte sie immer weiter das sie eines Tages um ihrer selbst
    Willen geliebt würde.



    Doch nun wollte sie nicht mehr, sie wollte nicht mehr der Abfall sein. Sie
    wollte nicht mehr jeden Tag ums überleben kämpfen.


    Nicht mehr auf die Glücksmomente hoffen, die ab und an mal kamen und dann
    einer Phase grenzenlosem Leiden wichen.




    Vielleicht gab es hinter diesem Berg einen Ort an dem sie sein konnte wie sie
    war. Mit allen Ecken und Kanten. Mit all den Fehlern die sie in ihrem
    Leben gemacht hatte, da sie dachte dadurch dem Glück ein wenig näher
    zu kommen.


    Wo sie weinen durfte ohne sich dafür zu schämen und wo ihre Angst
    nicht belächelt würde



    Oder gab es dort sogar einen Menschen, der ihr half ein Leben zu leben in
    dem Vertrauen und Zuversicht wieder Platz hatten. Indem das Lachen
    und die Fröhlichkeit wieder Platz hatten.



    Und wenn nicht hinter diesem Berg, dann vielleicht hinter dem nächsten
    oder dem übernächsten.



    Sie würde so lange weiter gehen, bis sie ein zu hause finden würde wo
    sie bleiben konnte, wo sie leben konnte ohne das ihre Vergangenheit
    sie wieder einmal einholte.


    Sie wollte nicht mehr flüchten, sie wollte endlich einmal bleiben können
    und sie wollte vergessen – jede Erniedrigung, jede Qual und all die
    Niederschläge die sie erlitten hatte.



    Sie blickte nicht mehr zurück, nie mehr, jetzt blickte sie nach vorn,
    und immer einen Schritt und einen Atemzug.

  • Hast du da etwa mein Leben beschrieben? 8|


    Die Geschichte ist gut... sehr gut sogar.... :andreah


    Wie geht sie weiter???? Fällt dir dazu auch noch was ein? :)


    Hätte grad heulen können liebe Mom.... ;( :love:


    Drück dich Maus... HDGDL :druck6 :druck7 :druck8


    Phoenix :drache1

  • Puh, schwere Kost. Macht mir einen Kloß im Hals.
    Da kann man nur hoffen, dass sie hinter dem Berg das findet, was sie sucht. Erst den nächsten oder übernächsten mag man sich gar nicht vorstellen...

  • :sonne :sonne liebe Chaosmam, die Geschichte ist schwere Last, trotzdem wunderschön :sonne :sonne ,
    ich denke du hast mit deiner Geschichte aus dem LEben einiger Menschen hier geschrieben,
    auch ich habe mich widergefunden.
    DANKE