Kekse backen mit Kind und Kegel

  • Gestern war es auch bei uns soweit. Freunde von uns, die drei kleinere Kinder haben, sind zur traditionellen Keksbackaktion zu uns gekommen. Wir haben zwar in unserem Ess-/Wohnraum nur ein kleine Küchenecke, aber bei uns geht es ja meist "quirlig und kuschelig" zu.


    Unser Sohn Ben (15 J.) hatte sich schon vorher überlegt, dass er lieber mit seiner Freundin und seiner Clique zum Weihnachtsmarkt fährt. Er hatte die "kleine Backaktion" am Wochenende vorher ja schon mitgemacht. Unsere Tochter Ronja (13 J) überlegte sich zwischendrin, dass sie unbedingt noch eine ihrer Kurzgeschichten zu Ende schreiben muss und hat sich somit ebenfalls "verdünnisiert".


    Meine Freundin hatte schon drei Teigsorten Zuhause vorbereitet und es wurde direkt gewalzt, geknetet und ausgestochen. Mein Mann wollte unbedingt 1-2-3-Kekse machen und auf gar keinen Fall mein überarbeitetes Rezept nehmen. Also habe ich nach kurzer vergeblichen Überzeugungsarbeit mit ihm die ganzen Zutaten zusammengesucht, damit er endlich loslegen konnte, als wir plötzlich einen Schrei vom Keksetisch hörten: "Wo ist denn der Erwachsenenteig mit dem Kirschwasser????"


    Wie sich herausstellte, hatte der Kleinste (5 J.) den Teig ebenfalls aus dem Korb geholt und schon fleißig bearbeitet... Unter Tränen mussten dann leider ca. 10 Eichhörnchenkekse zerstört werden, denn die Erwachsenen-Kekse sollten noch mit Pistazien vermischt werden und zu langen Stangen verarbeitet werden, damit man sie auf keinen Fall verwechseln kann... Naja, der Kleine ließ sich dann doch ganz gut trösten, hatte er doch jetzt die Fuchs-Ausstechform entdeckt, die natürlich noch viel cooler als das poppelige Eichhörnchen war.


    Der Große war leider etwas kränklich. Ihm war schon schlecht, als die Familie ankamen, und hat sich erst einmal aufs Sofa gekuschelt. Die Mittlere war froh jetzt das Eichhörnchen übernehmen zu können und dazu noch den Igel.


    20 Minuten später sah die ganze Situation so aus - die zwei kleinen Jungs spielten auf dem Sofa Pokemon-Karten, die Mittlere probierte die frischgbackenen Kekse und fütterte heimlich unsere drei Hunde damit, während meine Freundin verzweifelt versuchte aus dem Espressoteig 10 g-Kugeln zu formen. Die zwei Männer lieferten sich derweil mit roten Wangen ein Wettrennen, wer den Teig am dünnsten auswalzen bzw. die meisten Sterne in der kürzesten Zeit ausstechen kann. Problem war, dass einer der Göttergatten leider vergessen hatte Mehl auf die Unterlage zu streuen... Ich selber war für das Abbacken zuständig - immer 6 Bleche (meine Schwiegermutter war zwar nicht da, wohnt aber ja im selben Haus). Etwas schwierig wurde es, als einer der Männer auf extra dicke Kekse umstieg und die Kekse unterschiedlicher Dicke auf die gleichen Bleche gelegt wurden... Sagen wir mal so, wir haben jetzt ganz dicke, weiße Eichhörnchen und ganz dünne, dunkelbraune Eichhörnchen....


    Auch das "todsichere" Rezept meines Mannes war nicht so ganz der Bringer. Die Plätzchen liefen davon, blubberten auf dem Blech vor sich hin und waren völlig aus der Form.


    Beim Dekorieren stieg zumindest der Kleinste und die Mittlere wieder ein und halfen der Mama tüchtig. (Die Männer waren immer noch mit Ausstechen beschäftigt). Als nur noch ein kleiner etwa handgroßer Klumpen übrig war, ging es dem Großen wieder besser und er hat dann doch noch drei Kekse ausgestochen.


    Aus den Erfahrungen des Vorjahres hatten wir gelernt und funktionierten das Schlafzimmer als Kekse-Trocknungsraum um. Im Vorjahr hatte unser damaliger Pflegehund 1/2 Blech Vanillekipfel, die meine Schwiegermutter mit sehr viel Liebe und Fingerspitzengefühl geförmt hatte, innerhalb einer Minute aufgeputzt. Sie war bestimmt noch eine Woche sauer "auf das verfressene Vieh". (Grinz! Das hat den Hund natürlich überhaupt nicht gestört.) Also, Schlüssel immer schön rumdrehen!!! Auf der anderen Seite mussten die drei Hunde ja dieses Mal auch nichts klauen, der Mittleren fiel "aus Versehen" genug runter...


    Nach getaner Arbeit haben wir uns einen kleinen Spaziergang gegönnt und dann Spagehetti Bolognese gegessen. Danach ging es dem Großen wieder nicht gut und er kam mit Eimer aufs Sofa. Währenddessen war Ben wieder da und er und Ronja wurden von den zwei Kleinen belagert. Plötzlich kam die Mittlere um die Ecke, sagte: ""Ich muss kotzen." schnappte sich den Eimer vom mittlerweile schlafendem Bruder und schon ging es los... Doch Magen-Darm? Zuviele Kekse? Keine Ahnung! Kaum 10 Minuten später, weckten wir den Großen, denn die Familie wollte nun nach Hause. Schaltrunken fragte er: "Warum denn?" Mama antwortete: "Na, Kekse sind gebacken. Du bist nicht fit und deine Schwester hat sich auch gerade übergeben!" Der Junge darauf ganz empört: "Echt, als ich geschlafen habe? Hab ich gar nicht mitgekriegt! Männo!"


    Natürlich bekam meine Schwiegermama, als sie abends wiederkam, einen Plätzchenteller runtergebracht. Von allen Sorten etwas dabei: die sehr ansprechend aussehenden Espresso-Kekse, die Kirschwasser-Pistazienrollen, die sehr hübsch dekorierten Butter-Plätzchen und auch ein paar von den verlaufenden und verunstalteten 1-2-3-Keksen. Und, was sagte sie mir heute morgen? "Die großen Plätzchen, die waren echt lecker. Die anderen waren nicht so ganz mein Fall." Sie meinte die verunglückten 1-2-3-Kekse!!! :lol:

  • Ja, gelberose, das tat mir auch leid. Der Große war wirklich nicht fit. Die Mittlere hat sich nur kurz übergeben und danach war sie putzmunter.

  • Und irgendwie wird das backen immer mehr zu einer Sache der Eltern :D
    Bei uns ist es genauso aber das wird bestimmt auch mal wieder anders.
    Schade das nicht alle fit waren.
    Hört sich aber trotzdem nach einem schönen Nachmittag an.


    LG.Birgit

  • Ach herrlich, ich hatte mit jeder Zeile die ich las ein breiteres Grinsen im Gesicht.


    Es liest sich so schön, man kann sich dabei alles wunderbar gedanklich vorstellen.


    Ich wünsch den Kleinen auf jedenfall noch Gute Besserung.
    Laßt euch die bestimmt sehr leckeren Keckse gut schmecken.


    LG
    Anita