Dyskalkulie

  • Hallo alle zusammen,
    in meiner neuen 5. Klasse ist ein Mädchen, das eine ziemlich schwerwiegende Dyskalkulie (= Rechenschwäche) hat. Mit LRS (Lese-Rechtschreibschwäche) kenn ich mich ja aus; mit Dyskalkulie aber nicht so. Ich weiß, dass es da - anders als bei LRS- keinen Notenerlass gibt. In ca. 10 Tagen ist das erste Hilfeplangespräch mit der Familie, Jugendamt & dem Therapeuten, zu dem das Mädel schon länger geht. Vielleicht kann mir jemand aus der Praxis berichten - wie können wir das Mädchen an unserer Realschule am besten unterstützen? Welche Erfahrungen/Tipps haben Familien, deren Kind von Dyskalkulie betroffen ist? In unser Lernbüro Mathe soll das Mädchen nicht gehen, hat die Familie und der Therapeut übereinstimmend mitgeteilt. Sie ist noch beim Schütten mit Wasser und dem Legen von Zahlen. Der "normale" Matheunterricht ist für sie schon verwirrend genug. Den muss sie laut Verordnung mitmachen, die normalen Klassenarbeiten auch. Soweit ich weiß, ist sie dank Therapie in Mathe so auf dem Stand Ende zweiter Klasse/Anfang dritter Klasse. Falls jemand seine eigenen Erfahrungen nicht hier im Forum erzählen möchte, gerne auch per PN. Für mich als Deutsch- und Biolehrerin ist das Thema weitgehend Neuland.

  • Hallo Socke,
    meine Tochter hat Dyskalkulie!Sie geht jetzt auch in die 5.Klasse aber nicht auf einer Regelschule sondern Sonderschule!Da Sie nicht in Mathe vorran kommt lernt Sie den Stoff von der 3.Klasse mit sehr viel geduld!Also um weiter Sie zu Multiviren darf Sie immer noch mit anschauungsmaterial Rechnen.
    Ist gar nicht so einfach.LG

  • Vielleicht bringt es ja was wenn sie sowas wie ne Pate/in aus der Eigenen Klasse bekommt wo sie Unterstützen kann.

  • Danke für die netten Antworten. Die Mathelehrerin versucht wohl schon sehr anschaulich zu arbeiten und ihr Extrahilfen zur Verfügung zu stellen. Ich hoffe, der Therapeut kann uns im Hilfeplangespräch genauer sagen, was er für nützlich hält und was für kontraproduktiv. Das Patensystem werde ich noch mal ansprechen. Ich befürchte jedoch, dass das Mädel auf so einem niedrigen Stand ist, dass das vielleicht auch Probleme geben könnte (Hänsel, Unverständnis). Mal sehen. Danke, Bärbel, noch mal für den Tipp, aber da war ich schon. Für NRW gibt es keinen Dyskalkulieerlass - nur LRS. Dyskalkulie muss bei uns dennoch ganz normal benoten werden, obwohl es für die Kids natürlich völliger Unfug ist.
    Liebe Grüße
    Socke

  • und der Therapeut


    Wenn es da bereits einen Therapeuten gibt, erscheint es mir sinnvoll wenn Du Dich hauptsächlich mit dem besprichst. Er wird am besten wissen, ob und wie man das Kind unterstützen kann. Vielleicht kannst Du darauf achten, welche Denkfehler bei dem Kind systematisch erscheinen und diese mit dem Therapeuten besprechen.


    LG
    John

  • Hallo John,
    ja, ich hoffe, auch auf den Therapeuten, aber ich wollte nicht so ganz ideenlos in das Gespräch reingehen. Als Deutschlehrerin habe ich ja meist nur am Rande mit Dyskalkulie zu tun, aber so eine heftige Dyskalkulie ist mir bisher auch noch nicht untergekommen. Liebe Grüße Socke

  • Hallo Socke...


    Ich habe auch Kinder mit einer Rechenstörung in meiner Klasse sowie in einer anderen Klasse, in der ich Mathe unterrichte... Teilweise ist die Rechenstörung so ausgeprägt, dass die Kinder in der 4. Klasse keine Aufgaben mit Überschreitung des Zehners im Zahlenraum bis 100 lösen können. Die Kinder haben überhaupt keine Vorstellung vom Aufbau unserer Zahlen und von Rechenoperationen, sie lösen Aufgaben nur übers Zählen, was bei größeren Zahlen sehr fehleranfällig ist usw... Lerntherapeutisch kann man sicher eine Menge bewirken, vielleicht gibt es ja auch eine temporäre Lerngruppe in eurer Schule... Ansonsten gibt es in Berlin die Möglichkeit der Aussetzung der Benotung auch nur in Klasse 3 und 4, danach aber gibt es weiterhin die Möglichkeit zum Nachteilsausgleich... Weißt du, wie das bei euch geregelt ist? Wenn du möchtest kann ich dir auch Literatur empfehlen - aber wahrscheinlich setzt sich ja eher die Mathelehrerin mit der Förderung auseinander... Wichtig finde ich nur, dass die Kinder nicht am normalen Unterricht teilnehmen müssen, der geht ja völlig an ihnen vorbei... Das heißt nicht, dass sie nicht im normalen Unterricht sitzen, aber dass sie eben eigene, differenzierte Arbeitshefte bekommen usw.(hängt aber auch wieder mit dem Nachteilsausgleich zusammen)... Wenn du weitere Fragen hast - her damit...


    Liebe Grüße,
    Dagmar

  • Hallo,


    bei meinem Jungen wurde auch eine leichte Dyskalkulie festgestellt,als er auf ADHS getestet wurde. Mein Junge hat ADHS, aber die Rechenschwäche die der Arzt beim Test festgestellt hat, kann ich nicht bestätigen.Er hat in Mathe eine 2 auf dem Zeugnis. Aber auch mir hatte der Arzt gesagt, dass Kinder mit Rechenschwäche trotzdem normal benotet werden. Da kann man die Kids nur weiter ermutigen und vielleicht auch beim Jugendamt wegen Hilfe fragen - meinte der Arzt. Aber in unserem Fall mit Note 2 in Mathe brauchen wir keine Hilfe.
    Am besten wäre es, wenn sich ein Freund oder eine Freundin aus der Klasse dem Mädchen helfen kann. Am besten auch alles mit einem Therapeuten besprechen.


    VG Nicole

  • Nochmals vielen Dank für eure hilfreichen Rückmeldungen. Bei uns in NRW gibt es leider keinen Nachteilsausgleich und auch nicht die Möglichkeit aus dem normalen Matheunterricht "herauszudrehen", um währenddessen angemessene, hilfreiche Matheförderung zu bekommen. Auch die Klassenarbeiten müssen die Kids ganz normal mitschreiben - mit allen Konsequenzen. Das Mädchen bekommt jetzt schon seit einem halben Jahr eine außerschulische Dyskalkulie-Therapie. Ich hoffe, wir haben jetzt auch in der Schule eine Lösung gefunden, mit der das Mädchen zurecht kommt, obwohl das Land NRW es den Kids bei uns wirklich schwer macht.

  • Hallo...


    Das ist ja ne Frechheit... Sorry... Aber keinen Nachteilsausgleich?... Keine angemessene Differenzierung?... Puh... Und wo bleiben die Kinder? Ich finde schon immer in Berlin passiert zu wenig, aber dann ist es ja noch echt nett gegenüber NRW... Darf ich fragen, wie ihr trotzdem eine gute Lösung gefunden habt? Gerne auch per PN... Bin halt an allen Möglichkeiten interessiert, wie auch wir bei uns an der Schule noch weiter den Kindern helfen können...


    Liebe Grüße, Dagmar

  • Hey Dagmar, sehe ich ähnlich wie du. Wir und auch die Eltern versuchen das Mädel psychisch zu unterstützen. Es ist allen klar, dass in Mathe eher nur 5er und 6er zu erwarten sind und dass das Zeugnis auch dementsprechend zu schreiben ist, aber wir versuchen im Gespräch mehr die Fortschritte in den Fokus zu rücken, die das Mädel in der Therapie macht und die Stärken, die es in den anderen Fächern hat. Evtl. kann es am Ende ein weiteres Jahr in der Erprobungsstufe bleiben, sodass es dann auch halbwegs in Mathe mitkommt. Mit dem Therapeuten und den Eltern bleiben wir im engen Kontakt. Außerdem kann das Mädchen in der Förderzeit Material aus der Therapie bearbeiten. Eine ideale Lösung ist das nicht, aber die einzige, die wir bei den Rahmenbedingungen finden konnten.

  • Aber keinen Nachteilsausgleich?... Keine angemessene Differenzierung?

    Gibts in Bayern auch nicht. Während bei Legasthenie in Bayern lebenslanger Nachteilsausgleich gewährt wird (das Thema hatten wir schon mal), gibt es für Dyskalkulie nichts. Allerdings ist Dyskalkulie auch erst viel weniger erforscht und allgemein noch unbekannt. Ich denke eines Tages wird es sich ändern.


    LG
    John